Im Rahmen ihres Projekts «Diversität fördern – Vielfalt stärken» führt Pro Natura Schaffhausen jährlich etwa 30 Arbeitseinsätze mit Schulklassen durch. Die Schaffhauser Kantonalbank unterstützt dieses Projekt als Partnerin und hilft damit bei der Sensibilisierung für die lokale Biodiversität. Bei ihren Einsätzen bekämpfen die Jugendlichen invasive Pflanzenarten oder schaffen neue Lebensräume, zum Beispiel für Glühwürmchen.

 

Seit Jahren findet ein mystisches Naturspektakel in Schaffhausen immer mehr Beachtung: der Paarungsflug der Glühwürmchen. Während der Waldfriedhof an Juni-Abenden regelrecht zum Mekka für Neugierige aus der ganzen Schweiz und darüber hinaus wird, ist weniger bekannt, dass Schaffhausen bei den leuchtenden Käfern generell ein beliebter Lebensraum ist. «Ältere Einheimische haben mir erzählt, dass in ihrer Jugend an vielen Orten in der Region im Frühsommer Glühwürmchen zu beobachten waren», erzählt Monika Wirz. Sie leitet für Pro Natura Schaffhausen das Projekt «Diversität fördern – Vielfalt stärken», wobei sie mit lokalen Schulklassen neue Strukturen für diverse gefährdete Arten realisiert und invasive Arten bekämpft. In diesem Jahr liegt ein Schwerpunkt ihrer Einsätze auf der Schaffung neuer Lebensräume für den Kleinen Leuchtkäfer. Dieser fühlt sich sonst eigentlich eher in südlicheren Gefilden wie Italien zu Hause. «Schaffhausen beherbergt eine von ganz wenigen Populationen nördlich der Alpen. Dieses Phänomen ist nicht eindeutig erklärbar, aber daher umso schützenswerter», erklärt Monika Wirz.

Pro Natura 2024
Pro Natura 2024
Pro Natura 2024

Orte zum Wohlfühlen schaffen

Glühwürmchen sind ein guter Anzeiger dafür, wie gross die Biodiversität auf einer Fläche ist. Sie brauchen verschiedene Strukturen in ihrer Umgebung, um sich wohlzufühlen und sich zu vermehren. Genau da setzen die Schulklasseneinsätze von Pro Natura an: In ausgewählten Siedlungsgebieten, oft inmitten von Mehrfamilienhäusern, pflanzt Monika Wirz gemeinsam mit Jugendlichen einheimische Heckensträucher und mehrjährige blühende Pflanzen, sogenannte Wildstauden.

Ein neuer, optimal situierter Standort liegt auf dem Geissberg. An einem kühlen Morgen im Mai fährt die Projektleiterin mit ihrem kleinen Bus dort vor. Die Schülerinnen und Schüler einer dritten Oberstufe, die gemeinsam mit ihren Lehrpersonen die Wildstauden einpflanzen, sind nicht das erste Mal für Pro Natura Schaffhausen engagiert. Schnell schnappen sich alle Handschuhe, Hacke, Giesskanne und Stauden, graben kleine Mulden, pflanzen verschiedene Gewächse ein, bedecken den Boden mit Holzschnitzeln und wässern ausgiebig. Sie sind engagiert, wissen gut über die anstehenden Arbeiten sowie deren Hintergründe Bescheid und erkennen wichtige Details. Monika Wirz ist zufrieden, die Bepflanzung geht rasch voran und die Arbeiten werden sorgfältig ausgeführt. Nach knapp zwei Stunden sind die Jugendlichen fertig und machen sich im angrenzenden Wald an die Bekämpfung des invasiven Kirschlorbeers.

Rasenflächen gezielt aufwerten

Pro Natura Schaffhausen geht bei der Auswahl von neuen Flächen behutsam vor. «Rasenflächen in Wohnsiedlungen bieten sich besonders an, weil sie wegen Ballspielverboten oft kaum genutzt, aber trotzdem aufwendig gepflegt werden müssen», sagt Monika Wirz. Mit geringem Aufwand können solche Flächen in einen Blumenrasen umgewandelt werden. Ein herkömmlicher Rasen enthält nur drei verschiedene Grasarten und ist deshalb für Insekten als Lebensraum nahezu wertlos. In einem Blumenrasen wachsen hingegen bis zu 50 verschiedene Pflanzenarten, so dass eine Vielzahl von Insekten und Kleinlebewesen darin Nahrung und Unterschlupf finden. Weil nur noch 4-9 Schnitte pro Jahr nötigt sind, reduziert sich der Pflegeaufwand stark. Zusammen mit den gepflanzten Hecken und Wildstauden ergibt sich auf dem Geissberg ein perfekter neuer Lebensraum für Glühwürmchen.

Die Projektleiterin ist mit zahlreichen weiteren möglichen Standorten im Gespräch, doch damit eine Kooperation zustande kommt, müssen verschiedene Faktoren ineinandergreifen: «Die Nachbarschaft muss für die Thematik sensibilisiert werden, die Hauswartung muss mit an Bord sein und auch die Nachkontrolle und spätere Pflege sollte von Anfang an geregelt werden.» Bei der Suche nach neuen Flächen kommen daher schliesslich nur wenige in die engere Auswahl. Mit der Besitzerin, dem Hauswart und der interessierten, aufmerksamen Bewohnerschaft im ruhigen Quartier auf dem Geissberg hatte Pro Natura Schaffhausen Glück. Hoffentlich fühlt sich der Kleine Leuchtkäfer dort bald wohl und bereichert die lokale Artenvielfalt sowie die spätabendliche Magie in lauen Sommernächten.


Der Lebenszyklus eines Glühwürmchens (Kleiner Leuchtkäfer) dauert drei Jahre, wobei das Larvenstadium fast das gesamte Leben ausmacht. In dieser Zeit wird kräftig gefressen: Zur Freude aller Hobbygärtnerinnen und -gärtner stehen ausschliesslich Schnecken auf dem Speiseplan. Nach drei Jahren verpuppen sich die Larven für wenige Tage, bevor sie ihre kurze Lebensdauer als Käfer antreten. Während ihrem knapp zweiwöchigen Dasein als Käfer ziehen die Männchen gemächlich ihre Flugbahnen und blinken dabei hell und grünlich. Die Weibchen können nicht fliegen, sie warten geduldig auf einem Blatt oder Grashalm und machen mit durchgehendem Leuchten ihre maskulinen Pendants auf sich aufmerksam. Nach Befruchtung und Eiablage sterben die Käfer innert wenigen Tagen.

Glühwürmchen Schaffhausen

Partnerschaft 

Seit 2023 unterstützt die Schaffhauser Kantonalbank Pflegeeinsätze von Schulklassen im Rahmen des Projekts «Diversität fördern – Vielfalt stärken» von Pro Natura Schaffhausen. Pro Jahr finden ca. 30 Einsätze im Siedlungsgebiet und in Naturschutzgebieten statt. 

Veröffentlicht am 20. Juni 2024