Eine Sitzinsel für die Schaffhauser Kantonalbank – das war der Auftrag, den die lernende Metallbaukonstrukteurin Elena Fischer im Februar 2024 im Rahmen des Projekts «Lernende bauen Zukunft» an die Hand nahm. Sie stellte sich als Projektleiterin der Herausforderung und realisierte gemeinsam mit acht weiteren Lernenden eine öffentliche Sitzgelegenheit in der Schaffhauser Vorstadt.

Motiviert, engagiert und durchdacht geht Elena Fischer bei der Pletscher Metallbau AG ihre Arbeit an. Ganz besonders dann, wenn sie als lernende Metallbaukonstrukteurin ein Projekt planen, konzipieren und schliesslich die Umsetzung leiten darf. Im Rahmen des Projekts «Lernende bauen Zukunft» hat sie im vergangenen Winter bereits für eine Schule einen Spielgeräteschuppen entworfen und mit weiteren Lernenden realisiert. Im Frühling 2024 erhielt sie ein neues Projekt an die Hand: Aus einem bepflanzten Steinquader vor der Schaffhauser Kantonalbank sollte eine neue Sitzinsel für die Öffentlichkeit entstehen.

Elena Fischer

Elena Fischer, Lernende Pletscher Metallbau AG

Inspiriert von der Begeisterung

Erst wenige Wochen zuvor wurde die Schaffhauser Kantonalbank mit ihrem Sponsoringengagement Gold-Partnerin des Projekts «Lernende bauen Zukunft». Hinter dem Projekt steht der Schaffhauser Verein «Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel». Sein Ziel ist es, die Ausbildung im Baugewerbe attraktiver zu gestalten, indem Lernende aus unterschiedlichen Unternehmen gemeinsam und eigenverantwortlich spezifischen Projekte von der Planung bis zur Fertigstellung umsetzen, und dabei wertvolle Erfahrungen sammeln können. Inspiriert vom Engagement und Enthusiasmus der Beteiligten entstand bei der Bank die Idee, den Auszubildenden beim Projekt Sitzinsel die Federführung zu übergeben.

Für Elena Fischer war der Auftrag eine willkommene Abwechslung: «Eine Sitzgelegenheit hatte ich noch nie geplant, also mass ich einen Stuhl in unserem Büro aus und plante mit diesen Angaben. Nun bin ich im Vorteil, wenn ich in Zukunft wieder mal eine Sitzgelegenheit entwerfen werde.» Bei der Planung der Konstruktion traf sie auf die Herausforderung, dass die Sitzgelegenheit zwecks Reinigung des darunter liegenden Sandsteins klappbar sein musste. «Der Klappmechanismus war relativ einfach gestaltet, aber diesen so zu befestigen, dass er nicht kaputt geht oder ins Stocken gerät, war schwieriger», erzählt Elena Fischer, die von ihrem Beruf merklich angetan ist. Sie recherchierte und probierte verschiedene Mechanismen aus, bis sie eine hochwertige, stabile und nachhaltige Sicherungsmethode ausfindig machen und in ihr Konzept einbauen konnte.

Ein konstruktives Team

Für den ersten Entwurf brauchte die junge Metallbaukonstrukteurin nur eine einmalige Besprechung mit Nevio Vassallo, dem Liegenschaftsverwalter der Schaffhauser Kantonalbank, und ihren Meter, um den Quader auszumessen. Neben der Klappbarkeit bekam Elena Fischer eine weitere Anforderung mit auf den Weg: Nicht alle Seiten durften Rückenlehnen haben, um unterschiedlichen Nutzungen gerecht zu werden. Der erste Entwurf, den sie mit ihrem CAD-Programm fertigte, traf schon beinahe ins Schwarze – ein Stahlunterbau mit Sitzflächen und Lehnen aus Holz. «Mein Grunddesign blieb mit wenigen Anpassungen gleich. Entgegen meinem ersten Entwurf erhielt die Stahlkonstruktion der Sitzinsel keine Farbe, sondern ist nun feuerverzinkt», erklärt Elena Fischer, deren persönliche Note von der Skizze bis zur Umsetzung erhalten blieb.

Für die Ausführung der geplanten Arbeiten standen Elena Fischer zwei Mitlernende der Pletscher Metallbau AG zur Seite. Ihr Team bestand zudem aus zwei lernenden Zimmermännern der Stamm & Meyer Holzbau AG und vier lernenden Strassenbauern und Pflästerern der Cellere Bau AG. Nachdem letztere die Pflanze vor der Bank ausgehoben und den Quader mit Steinplatten versiegelt hatten, machten sich die Holz- und Metallbauer in ihren Werkstätten an die Arbeit. «Nebst der Planung hat mir die Zusammenarbeit unter den neun beteiligten Lernenden grossen Spass gemacht. Es tauchten immer wieder Fragen auf, die wir gemeinsam direkt am Objekt besprechen konnten, das war richtig konstruktiv», so die Projektleiterin. Aufwendig sei vor allem die Produktion der Unterkonstruktion gewesen, die einer ihrer Mitlernenden übernommen hatte: «Ich habe ihn regelmässig in der Werkstatt besucht und nachgefragt, wie es läuft. So konnten wir aktuelle Problemstellungen jeweils zusammen lösen.»

Pläne für die Zukunft

Am 17. Mai 2024 war es dann so weit: Die lernenden Metallbaukonstrukteure finalisierten nach zwei Monaten Planungs- und Umsetzungsarbeit die Montage der Sitzbank. Elena Fischer ist zufrieden und freut sich mit ihrem Team über das Resultat ihres in Eigenregie geplanten Projekts. «Durch dieses Projekt habe ich wiederum einen tieferen Einblick in die Aufgaben und Verantwortlichkeiten eines Projektleiters gewonnen. Das hilft mir sehr, denn ich möchte mich nach der Lehre zur Projektleiterin im Metallbau weiterbilden», erzählt Elena Fischer, deren Motivation und Ehrgeiz keinen Zweifel an der Erreichbarkeit ihrer Ziele lässt.

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Publiziert am 14. Juni 2024

Lernende bauen Zukunft
Lernende bauen Zukunft
Lernende bauen Zukunft
Lernende bauen Zukunft
Lernende bauen Zukunft
Lernende bauen Zukunft

Der Schaffhauser Verein «Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel» hat sich zum Ziel gesetzt, aktiv gegen die herausfordernde Personalsituation im Baugewerbe vorzugehen und eine Verbesserung der Ausbildungsqualität der Lernenden zu erreichen. Unter dem Motto «Lernende bauen Zukunft» erstellten Lernende in Eigenregie neben der Sitzinsel der Schaffhauser Kantonalbank bereits zwei weitere Projekte, ein neues ist nun in Planung.

Von der Initiative profitieren und Projekte anmelden können Schulen, Vereine mit Jugendförderung wie Sport- oder Musikvereine und weitere Jugendgruppen. Neue Projekte sollten gemeinnützig sein und keine wirtschaftlichen Interessen verfolgen. Die Baukosten sollten CHF 40’000 nicht überschreiten und die Baubewilligung muss vorliegen. Zudem sollte das Projekt nach Möglichkeit Schülerinnen und Schüler bzw. Jugendliche bei der Realisierung einbinden. Da es sich bei der Sitzinsel der Schaffhauser Kantonalbank um ein klares Auftragsprojekt handelte, wurden die Baukosten vollständig von der Bank getragen.